Umgangsmodelle bei Trennung

Was ist das Beste für die Kinder nach Scheidung oder Trennung der Eltern?

Ein Gastartikel von Rechtsanwalt Niklas Clamann über die unterschiedlichen Umgangsmodelle für Trennungskinder.

Herr Clamann betreibt eine Kanzlei für Familienrecht in Münster. In dieser hat er sich insbesondere auf die Onlinescheidung spezialisiert und steht seinen Mandant:innen vom >>Scheidung einreichen bis zum Gerichtstermin mit Rat und Tat zur Seite. 


Trennung der Eltern - was ist jetzt wichtig für die Kinder?

Trennung Eltern distanziert auf einer Parkbank

Eine Trennung ist für alle Beteiligten eine schwierige Situation, insbesondere wenn Kinder involviert sind. Dabei wollen die Eltern natürlich das Beste für ihre Kinder und stehen vor der Herausforderung, das passende Umgangsmodell zu finden.

 

Mit diesem Gastartikel möchte ich Eltern einen ersten Überblick über die verschiedenen Umgangsmodelle geben und ihre Vor- und Nachteile sowie die rechtlichen Aspekte erklären.

 

Wichtig ist zunächst, den Umgang vom Sorgerecht zu unterschieden. Unter dem Umgangsrecht versteht man den tatsächlichen Umgang der Eltern mit dem Kind:

Sie stehen als Bezugsperson zur Verfügung, sind um sein Wohlergehen besorgt und pflegen regelmäßigen Kontakt.

Das Sorgerecht dagegen beschreibt die rechtliche Sorge: Wer darf verbindliche Entscheidung, etwa im Hinblick auf die Gesundheit oder Schule, treffen?

Welche Umgangsmodelle gibt es?

Die Eltern können den Umgang grundsätzlich frei wählen. Im Laufe der Zeit haben sich jedoch zwei Modelle als die gängigsten herausgebildet:

 

Das Residenzmodell:

Hier lebt das Kind hauptsächlich bei einem Elternteil und besucht den anderen Elternteil regelmäßig.

 

Das Wechselmodell:

Hier teilen sich die Eltern die Betreuung des Kindes in ungefähr gleichen Teilen.

 

Das Nestmodell:

Ein eher exotisches Modell. Hier bleibt das Kind in der gemeinsamen Wohnung, während sich die Eltern abwechselnd dort aufhalten.

Themen dieses Beitrags zu den Umgangsmodellen


Was ist das Residenzmodell?

Residenzmodell: Mutter mit Kindern am Esstisch

Im Residenzmodell wird das Kind etwa ¾ der Zeit von einem Elternteil betreut, oft ist der hauptbetreuende Elternteil die Mutter. Für die Zeit, die der andere, umgangsberechtigte Elternteil die Betreuung übernimmt, wird in der Regel jedes zweite Wochenende vereinbart. Bei weiteren Entfernungen zwischen den Eltern wird der Umgang am Wochenende teilweise durch den wochenweisen Umgang in den Ferien ersetzt. Besondere Anlässe wie der Geburtstag oder Feiertage werden untereinander aufgeteilt.

Das Residenzmodell ist der Standard unter den Umgangsmodellen und wird noch immer am häufigsten praktiziert. 

Vor- und Nachteile des Residenzmodells

Der wohl größte Vorteil des Residenzmodells ist die stabile Umgebung, die es dem Kind bietet. Es kann sich an einen Hauptwohnsitz gewöhnen und hat somit Kontinuität in seinen alltäglichen Abläufen. Auch entfällt der Stress durch einen selteneren Wechsel zwischen den Elternwohnungen.

Die Rollen können bei diesem Umgangsmodell besonders klar verteilt werden. Der hauptbetreuende Elternteil ist auch überwiegend für die Erziehung zuständig, während der Aufenthalt beim umgangsberechtigten Elternteil als Auszeit verstanden wird.

 

Mit den Vorteilen geht allerdings auch der größte Nachteil des Residenzmodells einher: die Einschränkung der Beziehung zum umgangsberechtigten Elternteil. Das Kind hat mit diesem in der Regel erheblich weniger Zeit und Kontakt, was zu einem belasteten Eltern-Kind-Verhältnis führen kann.

Die Verantwortung zwischen den Elternteilen ist ungleich gewichtet. Somit kann sich der umgangsberechtigte Elternteil ausgeschlossen fühlen.

Schließlich bietet das Modell, wird es im Wochenendrhythmus gelebt, wenig Spielraum für Anpassungen und Veränderungen in den Bedürfnissen des Kindes oder der Eltern.

Wer hat Anspruch auf das Kindergeld im Residenzmodell?

Grundsätzlich steht das Kindergeld beiden Elternteilen zu. Im Residenzmodell wird es meist an den Elternteil ausgezahlt, bei dem das Kind seinen Lebensmittelpunkt hat. Der umgangsberechtigte Elternteil kann dann die Hälfte des Kindergelds von seinen Unterhaltszahlungen abziehen.

Wer zahlt die Ausstattung, zum Beispiel die Kleidung für die Kinder im Residenzmodell?

Der sogenannte Elementarbedarf, zu dem etwa die Kleidung und Schulbedarf gehören, wird vom hauptbetreuenden Elternteil gedeckt. Hintergrund dessen ist, dass der andere Elternteil im Residenzmodell bereits Unterhaltszahlungen leistet. Müsste er/sie nun noch zusätzlich für den Elementarbedarf aufkommen, wäre er/sie doppelt belastet. 

Da es keine Verpflichtung zur Bekleidungsbeschaffung gibt, kann der andere Elternteil das Kind natürlich freiwillig ausstatten.

Wer trägt die Kosten für den Umgang im Residenzmodell?

Grundsätzlich trägt der umgangsberechtigte Elternteil die Kosten für seinen Umgang, also insbesondere die Transportkosten und die Lebensmittel in dieser Zeit selbst. Ausnahmen davon sind denkbar, wenn der Umgangsberechtigte die Kosten nicht aufbringen kann oder der hauptbetreuende Elternteil vom umgangsberechtigten Elternteil weit weggezogen ist und somit die Kosten erheblich erhöht hat.


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Was ist das Wechselmodell?

Wechselmodell: Kind läuft freudig auf Vater zu

Im Wechselmodell teilen sich die Eltern die Betreuung, Erziehung und Verantwortung für die Kinder etwa hälftig auf. Das Kind hat dabei zwei Wohnsitze, in denen es abwechselnd lebt. Somit verbringt es gleichmäßig Zeit mit beiden Elternteilen.

Was ist die 60/40 Regelung im Wechselmodell?

Das sogenannte echte Wechselmodell liegt vor, wenn das Kind von beiden Elternteilen zu (annähernd) 50% betreut wird. Dabei ist eine Abweichung von 10% möglich, womit auch bei einer Aufteilung von 60% zu 40% noch ein Wechselmodell vorliegt.

Vor- und Nachteile des Wechselmodells

Diese gleichmäßige Zeitverteilung ist ein erheblicher Vorteil des Wechselmodells. Dem Kind wird dadurch ermöglicht, eine enge Beziehung zu beiden Elternteilen aufrechtzuerhalten. Umgekehrt haben beide Elternteile die Möglichkeit, aktiv an der Erziehung des Kindes teilzuhaben. Sie tragen beide gleichermaßen die Verantwortung, was die Zusammenarbeit und das Verhältnis der Eltern zueinander fördern kann.

Ist die Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft der Eltern jedoch nicht vorhanden, offenbart dies den größten Nachteil des Wechselmodells: Es kommt ohne die Zusammenarbeit der Eltern nicht aus. Es ist an ihnen, den Alltag und die Termine des Kindes zu koordinieren und sich untereinander abzustimmen. Das kann mitunter herausfordernd sein. Auch befindet sich das Kind immer wieder in Übergangsphasen. Der ständige Wechsel zwischen den Eltern kann das Kind belasten. 

Wer hat Anspruch auf das Kindergeld im Wechselmodell?

Das Kindergeld steht auch im Wechselmodell grundsätzlich beiden Elternteilen gemeinsam zu, wird aber auch hier nur an eine:n ausbezahlt. Diese:r muss die Hälfte des Kindergeldes dann an den/die andere:n geben.

Wer zahlt die Ausstattung, zum Beispiel die Kleidung für die Kinder im Wechselmodell?

Beim Wechselmodell sind grundsätzlich beide Elternteile dem Kind gegenüber barunterhaltspflichtig. Dabei ist der Anteil des-/derjenigen höher, der/die auch über das höhere Einkommen verfügt. Sie teilen sich die Kosten für den Elementarbedarf des Kindes also auf. In der Praxis wird es meist so gehandhabt, dass jeder Elternteil für die Dinge aufkommt, die bei ihm/ihr in der Wohnung verbleiben. Größere Anschaffungen werden dann hälftig geteilt.


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Was ist das Nestmodell?

Beim Nestmodell verbleibt das Kind in der gemeinsamen Wohnung, während sich die Eltern abwechselnd dort aufhalten. Im Gegensatz zu anderen Modellen, bei dem das Kind zwischen den Eltern wechselt, verbleibt es hier also an einem festen Ort. Die Eltern betreuen das Kind dann für die Dauer ihres Aufenthalts bei ihm.

Vor- und Nachteile des Nestmodells

Das Kind profitiert von der Kontinuität und Stabilität, die ihm sein „Nest“ bieten. Es muss sich nicht an neue Wohnorte und Umgebungen anpassen, kann dieselbe Schule besuchen, seine Freunde und seinen gewohnten Alltag beibehalten. Auch hier ist elterliche Kooperation gefragt, die die Gelegenheit bieten kann, wieder als Team zusammenzufinden und die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund zu stellen.

Demgegenüber kann das Nestmodell mit einer hohen finanziellen Belastung einhergehen. Insgesamt müssen das Nest und in der Regel 2 weitere Wohnungen ausgestattet und unterhalten werden. Im Nest selbst müssen sich die Eltern bewusst sein, dass sie weniger Privatsphäre als in ihrer eigenen Wohnung haben, da sie sich abwechselnd dort aufhalten. Dieser abwechselnde Aufenthalt im ehemals trauten Heim kann auch emotional belastend sein. 

Wer hat Anspruch auf das Kindergeld im Nestmodell? Wer zahlt die Ausstattung für die Kinder im Nestmodell?

Das Kindergeld und die Ausstattung für die Kosten funktionieren im Nestmodell parallel zum Wechselmodell, sofern die Eltern die Betreuung im Nest etwa hälftig übernehmen.


Welches Umgangsmodell ist das Beste für Kinder und Eltern?

Die Frage nach dem besten Umgangsmodell für Kinder und Eltern ist komplex und kann nicht pauschal beantwortet werden, da jede Familie ihre eigenen Bedürfnisse und Umstände mit sich bringt. Bei der Suche nach dem besten Umgangsmodell sollten immer das Bedürfnis des Kindes nach Stabilität, Liebe und Geborgenheit im Mittelpunkt stehen. In jedem Modell sollte es dem Kind möglich gemacht werden, eine enge Beziehung zu beiden Elternteilen aufrechtzuerhalten.

Ergänzend sollte berücksichtigt werden, dass die Eltern bei einigen Umgangsmodellen stärker zusammenarbeiten müssen, als bei anderen. Wird etwa das Wechselmodell gewählt, sollten die Eltern bereit sein, ihre persönlichen Differenzen beiseite zu legen, um die Koordination der Betreuung gewährleisten zu können. Für stark konfliktbelastete Eltern ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Kommunikation und Kompromissbereitschaft zu verbessern.

Die Wahl des richtigen Umgangsmodells hängt auch von äußeren Faktoren ab. Wohnen die Eltern sehr nahe beieinander, ist ein regelmäßiger Wechsel überhaupt erst möglich. Wohnen sie dagegen weit entfernt, ist ein Modell, das auf längeren Besuchszeiten basiert, vielleicht praktischer. Auch das Alter des Kindes, seine Schulpflichtigkeit und die Rollenaufteilung unter den Eltern vor der Trennung sind relevant.

Letztendlich sollte das gewählte Umgangsmodell den Kindern ermöglichen, eine liebevolle Beziehung zu beiden Elternteilen aufrecht zu erhalten und gleichzeitig die Eltern befähigen, ihre elterliche Verantwortung wahrzunehmen. Das richtige Umgangsmodell ist dasjenige, mit dem alle Beteiligten glücklich sind.


Hallo! Ich bin Imke - Deine Familienexpertin.

Ich begleite viele Eltern insbesondere in der ersten Zeit nach der Trennung

Ich kenne die Hürden dieser großen Veränderung in Deinem und im Leben Deines Kindes. Dabei gilt es ein paar Dinge besonders im Auge zu behalten und andere Dinge gelassen beizubehalten. Immer mit einem achtsamen Blick ganz besonders auf Dich!

 

Lass' uns kennenlernen und besprechen, wie ich Dich unterstützen kann. 

Imke Guzewski familylab-Seminarleiterin

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